Russland ist flächenmäßig das größte Land der Erde und bislang kulinarisch eher nicht mit großer Küche in Erscheinung getreten. Das hat sich in den letzten 5 Jahren dramatisch gewandelt, denn mit Freigestern wie den „Twins“ und Vladimir Mukhin, die über ein exzellentes Netzwerk und internationale Erfahrung als Köche verfügen, sind fantastische Restaurantkonzepte in die Millionen-Metropole Moskau gekommen.
Der Platzhirsch freilich, ist das „White Rabbit“. In der Liste der „The Worlds 50 Best Restaurants“ auf Platz 23, findet die Küche von Vladimir Mukhin international viel Anerkennung. Ganz frisch im November hat es nun auch der Gault & Millau mit seinem Führer nach Moskau geschafft, gibt dem Lokal insgesamt 17,5 Punkte. Das „Selfie“, ebenfalls ein Murkhin Ableger, ist mit 17 Punkten auch dabei.
Dass Mukhin ein Macher ist der ständig neue kreative Konzepte entwickelt, merkt man schnell schon beim ersten Gespräch. Das war in meinem Fall zum ersten Mal auf der Chefsache – in diesem Jahr in Düsseldorf. Mit seinem Vortrag über die fabelhaften Zutaten, die das Riesenreich hergibt, hat er mich neugierig gemacht und überzeugt, ihn in seinem Alice im Wunderland – dem „White Rabbit“ in Moskau zu besuchen.
„White Rabbit“ – Penthouse Restaurant mit 360 Grad Aussicht
Wer das Restaurant besucht, der hat es am Eingang nicht so leicht. Denn es befindet sich in einem luxuriösen Einkaufs & Businessgebäude, nämlich im Penthouse. Hat man sich an den Türstehern der Shops und Lifte vorbeigeschlängelt, geht es in den 5. Stock mit einem Aufzug um dann in einen separaten Lift ins Penthouse, dem 16. Stock zu fahren. Namensgebend für das Lokal ist, wie kurz schon erwähnt das weiße Kaninchen aus Lewis Carrolls Märchen „Alice im Wunderland“. Schon gleich nach Verlassen des Aufzugs prangt es auch in diversen Kostümierungen von großen Wandgemälden. Die Atmosphäre die einen hier empfängt, ist gelassen, sehr stylisch und auf jeden Fall erst einmal beeindruckend.
Es gibt einen „Gastro-Barbereich“, der den Gast mit einem Aquarium – bestückt mit feinstem Meeresgetier, empfängt. Königskrabben mit 4-6 Kilogramm Lebendgewicht, frische Jakobsmuscheln und Seeigel – da kommt der Feinschmecker schon bei der Rohware ins Schwärmen. Qualität die man auch anfassen kann, das macht es spannend.
Das Restaurant selbst, ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Es gibt 2 Etagen, die beide ihr Vorzüge mit einem fantastischen Ausblick auf Moskau haben. Die wohl schönsten Tische sind in der obersten Etage, direkt vor dem riesigen Bogen-Fenster. Man sitzt bequem in dicken Sesseln, und fühlt sich irgendwie nicht in Moskau, vielmehr in New York oder Tokyo, wo sich ähnlich schicke Lokalitäten befinden. Für ein Fine Dining Konzept ist das White Rabbit geradezu riesig. Nichts mit 40 Plätzen, wie in vielen anderen ausgezeichneten Restaurants in Europa – man klotzt hier eben und kleckert nicht.
Das White Rabbit – Weinkarte mit spannenden russischen Tropfen
Die Weinkarte verspricht schon mit der ersten Seite spannende Genüsse. Nämlich jene, die man in Europa nicht oder nur ganz selten findet. Es sind Weine und Sekt von der Krimregion. Lässt man die äußerst strittige Weltpolitik dazu einmal außen vor, finden Weinkenner und Genießer hier außergewöhnlich feine Kreationen – zum Teil auch von internationalen Winemakern gekeltert. Der Rest der Karte ist nicht minder interessant, aber in dem Segment nichts Ungewöhnliches. Große Franzosen mischen sich mit deutschen Rieslingen, spanischen Riojas und Weine der neuen Welt. Alles gute Tropfen, die der Sommelier einem auch gekonnt schmackhaft machen möchte.
Spannend: Das Tasting-Menü und das vegetarisches Menü
Für umgerechnet etwa 150 Euro bekommt der Gast im White Rabbit das komplette Tasting-Menü serviert. Es sind etwa 10-14 Gänge, zwischendrin immer mit kleinen Aufmerksamkeiten gespickt. Etwas Zeit sollte man dafür jedoch schon mitbringen. Die Zutaten jedenfalls lesen sich spannend, denn Schwanleber, Königskrabbe, Seeigel, Ente, Jakobsmuschel und Kaviar – da sagt man nicht Nein. Auch Vegetarier kommen auf ihre Kosten, denn für sie gibt es ein eigenes Menü – simpel bebildert aber umso schmackhafter. Von diesem nehme ich ebenfalls einen Gang – nämlich den „verbrannten“ Kohl, am Tisch entblättert und serviert.
Bei allem, was auf den Tisch kommt, ist Perfektion angesagt. In Moskau auch nicht selbstverständlich ist der außergewöhnlich charmante Service, der gutes Englisch spricht und einem so die Kommunikation erheblich erleichtert. Man bemüht sich möglichst nah am Gast zu sein und diesem trotzdem genug Freiräume zu lassen, ohne an der Belästigungsgrenze zu agieren. Das gefällt und man fühlt sich schnell sehr wohl in der Oase des Genusses, ja meinem persönlichen Wunderland für einige Stunden.
Kompromisslose Qualität & Suche nach den besten Zutaten
Die Speisen sind ausnahmslos mit den besten Zutaten des Landes zubereitet, dass sieht und schmeckt der Gast deutlich. Der Schafskäse etwa kommt aus der Ortschaft Orlinoe im Bajdarska-Tal, etwa 1250 Kilometer entfernt, der Kastanien-Honig aus der Gegend um Sotschi, 1360 Kilometer von Moskau entfernt, die frischen Granatäpfel stammen aus der Kaukasus-Region Abchasien, 1793 Kilometer entfernt – die Liste ist endlos und beeindruckend.
Geht man von den „stark regional“ geprägten Trends in Deutschland in den letzten Jahren in der Restaurant-Szene aus, ist das natürlich in der Umweltbilanz deutlich negativ anzuführen. Lässt sich, kennt man Russland als Ganzes jedoch im flächenmäßig größten Land der Erde nicht vermeiden, solche Strecken zurücklegen zu müssen.
Das Tasting-Menü im November in Bildern:
Lieblingsgerichte: Die Schwan-Leber war grandios zubereitet, für mich das erste Mal überhaupt. Süße, Säure und verschiedene Texturen ergänzten sich spielerisch.
Eine Überraschung und geschmacklich vielleicht die spannendste Speise war der Seeigel mit Sanddorn und Meerwasser – eine Geschmacksexplosion und ein Gang, der mir als einer der Besten überhaupt noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Ebenso die kalten Sanddorn-Perlen, die im Mund aufplatzten und ihre angenehme Säure freigaben.
Kohl mit dreierlei Kaviar ist ein Wintergericht wie es im Buche steht, aromatisch und vollmundig, runde und fette Aromen – einfach perfekt.
Fazit „White Rabbit in Moskau“: Vladimir Mukhin ist ein Freigeist, der ohne Zweifel die Zutaten seiner Heimat bestmöglich einsetzt und in Kunstwerke verwandelt. Geradlinig und schnörkellos – immer jedoch einen „Wow-Effekt“ beim Gast erzeugend. Er weiß die modernen Kochtechniken gekonnt einzusetzen und setzt auf beste Qualität. Wer in der gehobenen Gastronomie zu Hause ist, begeisterter Feinschmecker ist und Neues entdecken möchte, der sollte eine Reise nach Moskau nicht scheuen!
Das White Rabbit Restaurant – Adresse & Info
- White Rabbit Restaurant & Bar
- 3 Smolenskaya square
- 16th floor
- Moscow, Russia
- Tel: +7 (495) 66-33-999 / +7 (495) 782-62-62
- Web:
Und zum Abschied….noch ein Parfum für den Gast….ganz nach eigener Vorliebe
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