Während wir uns in Europa auf Weihnachten und Silvester vorbereiten, bereiten sich die Japaner vor allem auf das Neujahrsfest, Omisoka, das japanische Silvester vor. Japan hat Traditionen, die sich sehr von unseren unterscheiden. Die Region Setouchi umfasst sieben Präfekturen, die an das japanische Binnenmeer angrenzen. Jede Präfektur hat diese Tradition für das Jahresende an das einzigartige Erbe und die Folklore ihrer Region angepasst. Weihnachten wird in Japan nicht wie im Westen gefeiert. Im Laufe der Jahre ist es jedoch zu einem beliebten Feiertag geworden. Die großen Städte sind mit glitzernden Dekorationen geschmückt und es werden im ganzen Land Lichterfeste veranstaltet. In der Region Setouchi ist die Stadt Kobe für ihr Lichterfest Kobe Luminaries berühmt (es musste jedoch in diesem Jahr aufgrund der Pandemie abgesagt werden).
Kurioserweise ist der 24. Dezember in Japan kein Familienfest, sondern ein Fest der Verliebten! Paare gehen aus, um die Illuminationen zu bewundern und ein romantisches Dinner zu zweit in westlichen Restaurants zu genießen. Während Weihnachten ein romantisches Fest ist, wird der Beginn des neuen Jahres mit Familienfeiern begangen, was ihn zu einem der wichtigsten Feiertage des Jahres werden ließ! Sobald das Weihnachtsfest vorbei ist, beginnen die Vorbereitungen für den Neujahrstag. Zu diesem Anlass wird jedes Haus gründlich geputzt, um die „schlechten Energien”, die sich im Laufe des Jahres angesammelt haben, zu vertreiben. So sollen Glück und Wohlstand für die nächsten zwölf Monate gesichert werden. Zur Begrüßung der Neujahrsgöttin wird das Haus prächtig dekoriert. Die Feierlichkeiten finden am 31. Dezember und dem 1. Januar statt.
Silvester in Japan, ein kulinarisches Fest!
Jedes Jahr erfreut das Silvesterfest die Geschmackspapillen aller Japaner, und die Gastronomie steht im Rampenlicht! Seit der Edo-Ära (um 1800) essen die Japaner traditionell am 31. Dezember „Toshikoshi Soba“ (Buchweizen-Nudeln), außer in der Präfektur Kagawa, wo „Udon-Nudeln” (aus Weizenmehl) bevorzugt werden. Aber Vorsicht: Wenn auch nur noch eine einzige Nudel auf dem Teller übrig bleibt, bringen sie kein Glück für das kommende Jahr! In der Vergangenheit bereitete jeder Haushalt seine eigenen Nudeln zu und teilte sie mit den anderen. Sie werden heute in verschiedenen Teilen Japans hergestellt. Die „Iya Soba“, die im ganzen Land sehr beliebt sind, werden auch in den abgelegenen Bergen westlich von Tokushima in der Region Setouchi angefertigt.
Schrein-Besuche in Japan am 31. Dezember Mitternacht
In Japan erhellt am 31. Dezember um Mitternacht kein Feuerwerk den Nachthimmel, sondern es ertönen die Glocken von Tempeln und Schreinen. Mit 108 Glockentönen jedes Tempels sollen die weltlichen Begierden die Erde verlassen, damit die Menschen frei von Sünde und Leid ins neue Jahr starten können. Um Mitternacht treffen sich die Japaner draußen, um ihren ersten Besuch am Schrein, in Japan Hatsumôde genannt, zu absolvieren. Er ist besonders wichtig, um bei den Göttern vorstellig zu werden und um Glück für das kommende Jahr zu bitten.
Der erste Sonnenaufgang im neuen Jahr in Japan
Der Sonnenaufgang am 1. Januar (Hatsuhinode) wird als gutes Omen betrachtet. Es ist üblich im Morgengrauen aufzustehen und ans Meer oder in die Berge zu fahren, um sich den ersten Sonnenaufgang anzusehen, der Glück für das neue Jahr bringen soll. Shimotsui, ein kleiner Fischereihafen in der Präfektur Okayama, ist ein besonders schöner Ort, um den Sonnenaufgang auf der Seto Ohashi-Brücke, die die Inseln Honshu und Shikoku verbindet, zu geniessen.
Traditionelle Speisen zu den Feiertagen
Am Neujahrstag kommen Familien zusammen und verbringen Zeit miteinander. Köstliche Gerichte werden zu diesem Fest zubereitet, wie zum Beispiel Mochis, eine Art klebriger Reiskuchen. Zoni, oder Ozoni, eine Suppe, in die ein salziger Mochi getaucht wird und am 1. Januar gegessen wird. Es gibt so viele Zoni wie es Regionen in Japan gibt, und jede Variation dieses ikonischen Gerichts spiegelt ihr gastronomisches Erbe wider. Aus der Präfektur Kagawa stammt die Kagawa Anmochi Zoni, eine köstliche Miso-Brühe mit Radieschen, Karotten und vielen anderen Gemüsesorten. Auch eine spezielle Zoni aus süßer roter Bohnenpaste wird hier hergestellt. Während der Edo-Zeit war diese Zoni ein luxuriöses Geschenk, das es den Menschen erlaubte, an diesem Festtag kostbare Leckereien zu essen. Heutzutage werden den Kindern kleine Geschenke und Taschengeld gegeben, aber die Tradition der Zoni besteht fort!
Über die japanische Region Setouchi
Die ausgedehnte Region Setouchi besteht aus sieben Präfekturen: Ehime, Hyogo, Kagawa, Okayama, Tokushima und Yamaguchi, die alle im Binnenseegebiet von Japan liegen. Die Region Setouchi, die sich zwischen dem südlichen Teil der Insel Honshu und der Insel Shikoku erstreckt, ist ebenfalls ein großer Archipel, der aus mehr als 700 Inseln besteht, von denen einige bekannt sind – wie Naoshima oder Teshima – auf denen viele interessante, zeitgenössische Kunstwerke zu sehen sind. Mit seiner atemberaubenden Landschaft, der reichen Geschichte und der tiefgreifenden Kultur gilt das Setouchi-Gebiet auch in Japan als etwas Besonderes. Umwoben von Legenden und tief in der Geschichte des Landes verwurzelt, eröffnet diese brillante Seelandschaft den Zugang zu einem Japan, wo die Vergangenheit noch präsent ist, nahtlos verknüpft mit der Moderne.