Vitamine sind für ein funktionierendes Immmunsystem unerlässlich: Allen voran die Vitamine A und D, die für starke Abwehrkräfte gegen unliebsame Infekte sorgen. Um so wichtiger ist eine optimale Versorgung mit den beiden Mikronährstoffen. Darauf haben führende Wissenschaftler beim jüngsten Hohenheimer Ernährungsgespräch an der Universität Stuttgart-Hohenheim hingewiesen. Zugleich äußerten sie nachdrückliche Besorgnis darüber, dass die Zufuhr von Vitamin A, bzw. dessen Vorstufe Beta-Carotin, und Vitamin D in Deutschland noch sehr zu wünschen übrig lässt. Schleichende Vitamin-Defizite können die Immunabwehr schwächen und so lanfristig das Risiko für chronische Erkrankungen erhöhen, bevor klinische Vitamin-Mangelerscheinungen sichtbar werden. Ziel muss eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung sein. Ernährungslücken können durch Multivitaminpräparate geschlossen werden.
Prof. Hans-Konrad Biesalski, von der Universität Hohenheim und zugleich Gastgeber des Expertengespräches, erläuterte, wie wichtig eine ausreichende Zufuhr von Vitamin A für eine funktionstaugliche Schleimhautbarriere gegen eindringende Viren und Bakterien in den oberen Atemwegen ist: Eine Unterversorgung mit Vitamin A führt dazu, dass die Flimmerhärchen (Zilien) der Nasen- und Lungenschleimhäute unbeweglich und somit funktionslos werden. Nur bewegliche Zilien sind in der Lage, eingedrungene Keime oder andere Schadstoffe aus den Atemwegen wieder heraus zu beförden, bevor sie krank machen. Mit der nachlassenden Beweglichkeit der Flimmerhärchen bildet sich außerdem noch verstärkt zäher Schleim als Nährboden für Erreger.
Deutschlands Vitaminversorgung ungenügend
Zugleich wies der Forscher darauf hin, dass ein bedenkenswerter Anteil der Männer und Frauen in Deutschland nicht ausreichend mit Vitamin A versorgt ist. Gerade bei älteren Menschen sowie Kindern und Jugendlichen besteht eine große Versorgungslücke mit dem immunstärkende Vitamin A – am größten bei Mädchen zwischen dem sechsten und zwölften Lebensjahr. Zwar würde hierzulande kein Vitaminmangel herrschen, es sei aber möglich, dass eine permanente leichte Unterversorgung ohne erkennbare Symptome langfristig Gesundheitsschäden verursacht. Biesalski verwies auf ein weiteres Dilemma: Lebensmittel, die gute Vitamin-A-Lieferanten sind, in erster Linie Leber und Fisch, werden zu selten gegessen. Alternativen sind Obst- und Gemüsesorten wie (gekochte) Karotten, Spiant und Broccoli, die reichlich Beta-Carotin als Vorstufe von Vitamin A enthalten. Allerdings, so der Fachmann, zeigen neuere Studien, dass bis zu 40 Prozent der Bevölkerung zur Deckung ihres Vitamin-A-Bedarfs eine erhöhte Beta-Carotin-Zufuhr benötigen, da sie genetisch-bedingt Beta-Carotin nur eingeschränkt in Vitamin A umwandeln können. Die Zufuhr von Beta-Carotin als Vitamin-A-Quelle sei empfehlenswert und gesundheitlich unbedenklich.
Vitamin-D-Präparate als Schutz vor Grippeviren
Ebenso dringlich muss das hierzulande herrschende Versorgungsdefizit mit Vitamin D gelöst werden, mahnte Professor Armin Zittermann vom Herz- und Diabeteszentrum Nordrhein-Westfalen. Vitamin D spielt eine Schlüsselrolle für die Einsatzfähigkeit unseres Immun-systems: Dabei aktiviert das Vitamin die für die Immunabwehr wichtigen „Killerzellen“, die sogenannten T-Zellen. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass eine gute Vitamin-D-Versorgung das Infektrisiko senken kann. So konnte eine jüngst veröffentlichte japanische Studie mit Schulkindern zeigen, dass eine erhöhte Zufuhr von Vitamin-D während der Monate Dezember bis März 40 Prozent der Studienteilnehmer vor einer Grippeerkrankung bewahrte. Der Experte empfahl insbesondere während der sonnenlicht-reduzierten Winterzeit die Aufnahme von Vitamin D über Nahrungsmittel (hauptsächlich fettem Fisch) und Vitamin-Präparate. Was die Versorgungslage anbelangt, so kam die Nationale Verzehrsstudie II (NVS II) von 2008 zu dem alarmierenden Ergebnis, dass insgesamt 82 Prozent der Männer und 91 Prozent der Frauen die empfohlene tägliche Zufuhr von Vitamin D nicht erreichen.
Dass neben den Vitaminen A und D auch noch andere Mikronährstoffe für ein gut funktionierendes Immunsystem von Bedeutung sind, erörterten Professor Oliver Pabst von der Medizinischen Hochschule Hannover und Privat-Dozent Stefan Weber von der Universität Bonn: So stimuliert Vitamin E beispielsweise das Wachstum von T-Zellen, kann aber nur im Zusammenspiel mit Vitamin C seine Wirkung entfalten. Gerade aber auch von Vitamin E bekommen wir hierzulande nicht genug, erklärten die Forscher.
Das Fazit der Expertenrunde: In erster Linie gilt es, durch eine ausgewogene Ernährung einer schleichen-den Unterversorgung mit Vitaminen entgegenzuwirken. Die Einnahme eines Multivitaminpräparates kann dabei sinnvoll sein, um die Versorgung zu optimieren bzw. Ernährungslücken zu schliessen. Eine gesteigerte Zufuhr von Vitaminen kann jedoch keinesfalls einen ungesunden Lebensstil kompensieren.
via: Ernährungs- und Vitamin-Information