Ob Cidre, Ebbelwoi, Cider oder Sidra – nicht nur in Deutschland genießt der Apfelwein große Beliebtheit. Schon zu Zeiten des Altertums galten Obstweine als überaus populäres Getränk. So waren es vor allem die alten Römer, Griechen und Germanen, die sich für den Apfelwein begeistern konnten. Auch Karl der Große soll ein Fan gewesen sein. Theoretisch lässt sich aus allen möglichen Früchten Wein gewinnen: Äpfel, Birnen, Kirschen, Johannisbeeren, sogar aus Honig. In keltisch geprägten Regionen – dazu zählen unter anderem das heutige Spanien, Südostengland, Frankreich und die deutschen Mittelgebirgsregionen – war es insbesondere die aus Äpfeln gewonnene Variante, die sich durchsetzte. Apfelwein galt und gilt als leichter und belebender als sein edler Cousin, der Traubenwein.
Siegeszug des Äppelwoi
In Deutschland gilt Hessen als Wiege des Getränks. Die Erfolgsgeschichte des Äppelwoi, oder auch „Stöffsche“, wie er hier liebevoll genannt wird, hat ihren Ursprung im Dreißigjährigen Krieg. Viel und gern tranken ihn ursprünglich vor allem ärmere Leute, zu denen auch die Obstbauern zählten, die direkt an der (Obst-)Quelle saßen. Anders als der besteuerte Rotwein, war Apfelwein stets erschwinglich und verbreitete sich dadurch schnell. Ebenfalls begünstigend wirkte sich die „kleine Eiszeit“ aus, die im 15. Jahrhundert ihren Anfang nahm und bis ins 19. Jahrhundert hineinreichte. Aufgrund des Temperatursturzes wurde der zuvor blühende Weinanbau in der Frankfurter Region fast schlagartig nahezu unmöglich. Damit war der Weg frei für den Siegeszug des Äppelwoi.
Vielerorts beliebt
Ebenfalls aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges stammen die Reinheitsbestimmungen von 1638, denen die Apfelweinproduktion noch immer unterliegt. Neben der Rhein-Main-Region genießt man hierzulande das spritzige Getränk auch besonders gerne an der Mosel, der Saar, im Hunsrück, in der Eifel und in Baden-Württemberg, wo man ihn als Viez oder Most bestellt. Allgemein unterscheidet sich der deutsche Apfelwein von seinen europäischen Kollegen vor allem durch die Dauer des Gärungsprozesses. Diese ist beim Apfelwein traditionell besonders lang, weshalb er stärker und herber ausfällt als etwa der britische Cider oder der französische Cidre.
Apfelwein: Gesundheitsfördernd?
Generell gilt: Je länger ein Apfelwein fermentiert, desto mehr Fruchtzucker wird in Alkohol umgewandelt. Dennoch ist der Alkoholgehalt vom deutschen Apfelwein mit durchschnittlich 5 bis 7 Prozent immer noch deutlich geringer als der von Rot- oder Weißwein. Vom Volksmund werden ihm außerdem zahlreiche positive Eigenschaften zugeschrieben: Verdauungsfördernd soll er sein, Darmkrankheiten vorbeugen, den Blutdruck senken und die Durchblutung verbessern. Ob das alles so stimmt, ist nicht belegt. Eines kann man jedoch mit Sicherheit sagen: Ein kleines Glas Apfelwein zählt mit nur etwa 100 Kalorien zu den figurfreundlichsten alkoholischen Getränken überhaupt. Ein Gläschen in Ehren kann somit kaum jemand verwehren.