In den letzten Jahren hat sich allgemein in Deutschland das Bewusstsein, lokale und nachhaltig angebaute Lebensmittel einzukaufen, verbessert und manifestiert.
Wir wollen etwas möglichst natürlich angebautes, chemisch unbelastetes und damit erhoffen wir uns zumeist ein Stück der vergangenen und gesunden „guten alten Tage“.
Zum anderen ist es wichtig, die wenigen verbleibenden Bauern mit Ware in TOP-Qualität zu fördern oder zumindest zu erhalten. Lokal einzukaufen, also Regionale Lebensmittel zu bevorzugen ist groß in Mode gekommen, seit es den BIO-Boom gibt.
Was bedeutet der Begriff „Regional“ ?
Jedoch sollten wir uns einmal die Frage stellen, wie weit der Begriff „Regional“ zu sehen ist? Wie weit kann, oder vielmehr muss der Radius gezogen werden? Im Hinblick auf die Union – die Europäische Union, die wir so gerne sein möchten, halte ich es für angebracht diesen Radius auf die besten Lebensmittel in Europa auszudehnen.
Warum also Äpfel aus China kaufen, wenn es auch heimische Äpfel aus vielen europäischen Nationen gibt, die Förderungswürdig sind? Warum Kirschen aus Chile kaufen, wenn es gleichwertige aus Europa gibt?
Bananen aus Europa – Warum nicht?
Den oben erwähnten Beispielen schließt sich das Kaufverhalten beim Thema Banane. In den vergangenen Tagen ist mir klar geworden, dass ich immer, wenn ich Bananen kaufe auf diverse Punkte fast automatisch achte:
1. Bananen müssen groß und gleichmäßig gewachsen sein
2. Bananen müssen fleckenfrei und ebenmäßig sein
3. Bananen müssen preisgünstig sein
Das alles wurde uns in Deutschland als das „einzig wahre Bild“ der Banane seit Kindesbeinen an konditioniert. Sieht sie anders aus, bleiben die Supermärkte darauf sitzen. Im Hinblick auf die europäischen Bananenbauern, sieht es bei den obig angelegten Kriterien nicht umsonst düster aus.
Bananen aus La Palma: Woher kommen eigentlich gute Bananen aus Europa?
Bananen werden in Europa zum Beispiel auf den Azoren, auf Madeira und auf den Kanarischen Inseln angebaut. Auf den Kanarischen Inseln hier vor allem auf La Palma. Diese Hochburg des europäischen Bananenanbaus, welche von der Europäischen Union auch als Gebiet in „äußerster Randlage“ bezeichnet wird, habe ich besucht und mir einen Eindruck der aktuellen Entwicklung verschafft.
Bananen aus La Palma – Aus der Notwendigkeit massiv EU-Gefördert
La Palma ist touristisch noch nicht sehr erschlossen, was wahrscheinlich an der ungünstigen Erreichbarkeit und den Lava-Sandstränden liegt, die dem (Massen-) Tourismus nicht gerade förderlich sind. Pauschalreisende ziehen daher Gran Canaria oder Teneriffa bzw. Fuerteventura vor. Individualreisende hingegen wissen den Geheimtipp seit langem zu schätzen und bereisen La Palma vor allem wegen seiner unvergleichlich unberührten und atemberaubenden Natur.
Hier werden seit je her Bananen angebaut. Die Fläche auf der die gelbe Köstlichkeit angepflanzt wird, ist massiv und kaum zu übersehen. Etwa 10300 Bauern leben allein von der Bananenproduktion, diese trägt auf La Palma mit 31,64 % zum gesamten Haushalt bei. Diese beeindruckenden Zahlen lassen sich daraus ableiten, dass die Bauernhöfe sehr klein sind und die Parzellen für die Produktion zu großen Teilen kleiner sind als 1 Hektar.
Die Organisation der Bauern erfolgt jedoch einheitlich, über den Erzeugerverband ASPROCAN, welcher 1995 gegründet wurde und die Interessen, wie auch die Vermarktung der lokalen Banane übernommen hat.
Der Markt: Wer kauft Kanarische Bananen?
Wegen der Nähe zum spanischen Festland, werden die kanarischen Bananen zu großen Teilen auf den Kanaren selbst, wie auch dem Festland auf den Markt gebracht. Länder wie Deutschland, Frankreich, Belgien und Portugal, werden zunehmend in den nächsten Jahren beliefert werden.
Das geringe Aufkommen in Deutschland liegt, wie oben erwähnt an dem unperfekten Erscheinungsbild der kanarischen Banane. Diese sind deutlich kleiner als jene aus Costa Rica und besitzen manchmal kleine braune Stellen, was jedoch kein Qualitätsmangel ist, sondern vom oft sehr stürmischen Wetter verursacht wurde.
Alles Banane? – Der Bananen-Irrsinn im Kreislauf
Der Bauer auf den Kanaren erhält erschreckend wenig dafür, dass er in diesem kargen Landstrich ein so wunderbares und gesundes Produkt wie die Banane anbaut. Gerade einmal sechs (!) Cent pro Kilogramm würde er erhalten, ohne die Förderung der Europäischen Union. Dies resultiert aus diversen Faktoren:
• Zum Einen durch die Karibische Konkurrenz, die einen Preisdruck allein schon durch die geringen Personalkosten aufbaut
• Zum Anderen durch das unperfekte Aussehen der lokalen Sorten
Um die Bauern dort überhaupt lebensfähig zu halten, stützt die Union die Produktion mit bis zu 45 Cent pro Kilogramm. Hält man sich das vor Augen, so steht und fällt die kanarische Banane mit dem Wohlwollen der EU. Ohne Förderung, keine Bananen, ohne Bananen wäre ein Großteil der Bauern arbeitslos. Ist die Banane verloren, verwildern die mühselig aufgebauten Landstriche. Ein absoluter Teufelskreislauf, dem nur mit Aufklärung und einer geänderten Gesetzeslage begegnet werden kann.
Förderung der Bananen durch geographische Herkunftsangabe und Label
Was andere Regionen schon haben, ist hier erst in der Entwicklung. Der Stolz auf das eigene Produkt wird zur Marke. In den Gebieten der äußersten Randlage wurde in den vergangen Jahren das blaue Label „Origin Canarias“ entwickelt. Die Verwendung unterliegt strengen Bestimmungen und wird nur auf qualitativ hochwertige Produkte angebracht. Durch Marketingmaßnahmen wird nun versucht, das Produkt auf dem EU-Markt endgültig zu etablieren und eine breite Akzeptanz sowohl für den Verbraucher, Großhändler und den kleinen Einzelhändler zu schaffen.
Die Vorteile der kanarischen Banane sind:
• Einzigartige Süße und Geschmack
• Produktion aus nachhaltiger Landwirtschaft
• Kein Einsatz toxischer Chemikalien zur Bekämpfung von Schädlingen
• Schädlingsbekämpfung möglichst natürlich
• Erntefrische Bananen zu guten Preisen
• EU-Produkt
Ausprobieren und Konsumieren: Mein Fazit zur EU-Banane:
Legen wir uns die Informationen zu Grunde welche ich oben dargelegt habe, wäre es geradezu fatal, einerseits ein sehr gutes aus Europa produziertes Produkt zu verschmähen – welches letztlich auch durch gemeinsame Steuergelder finanziert wird, denn der „große Topf“ der Agrarsubventionen, auf den alle EU-Länder zugreifen, ist und bleibt der gleiche.
Andererseits akzeptieren wir Bananen diverser karibischer Länder, von der wir nicht Wissen, wie sie behandelt werden und welche Schädlingsbekämpfungsmittel verwendet werden, denn es prüft keiner nach!
Mein Fazit zu kanarischen Bananen ist letztlich:
Am besten selbst ausprobieren und verkosten! Das Leitbild von der perfekt geformten Banane, sollte durch den intensiven und viel besseren Geschmack der EU-Banane sein Korrektiv erfahren. Der Weg wird sicherlich ein langer sein, ein derartiges Produkt zu etablieren, einen durchschlagenden Erfolg würde ich der schmackhaften Banane und den lebhaften und liebenswerten Bauern dahinter jedoch wünschen.