In der gestrigen „Kontraste“-Sendung im Ersten konnte man einen interessanten Beitrag zum Thema Lebensmittelspenden und Eigeninitiative sehen.
Viele Menschen begrüßen wohltätige Organisationen wie u.a. „Die Tafeln“, die Lebensmittelspenden an Bedürftige verteilen. In der Kontraste-Sendung wurde nun eine andere Seite dieser Hilfe beleuchtet.
So sehen immer mehr Bedürftige das Angebot der Tafeln, Suppenküchen etc. als selbstverständlich an und nutzen es dementsprechend regelmäßig statt selbst einkaufen zu gehen und sich davon Essen zuzubereiten.
Ein im Beitrag zu findendes und auf der rbb-online.de-Website niedergeschriebenes Statement von Dominik Enste (Deutsches Institut der Wirtschaft) verdeutlicht die Gefahr:
„Wenn man sich daran gewöhnt, wenn das regelmäßige Leistungen sind, kann es eben dazu führen, dass man unselbständiger wird, dass man irgendwann gar nicht mehr selber in der Lage ist zu kochen, einzukaufen, und man kein Gefühl mehr hat für Preise in den Geschäften, ja einfach die Relationen nicht mehr im Blick hat und auch gar nicht mehr einschätzen kann, wie weit bin ich Almosenempfänger, inwieweit bin ich noch selbständig in der Lage mein Leben zu gestalten?“
Dass die Sorge um die Fähigkeit zur Selbsthilfe bei Bedürftigen nicht unbegründet ist, zeigt z.B. die ebenfalls auf der rbb-online.de-Website zu findende Aussage von Doris Kappler (Darmstädter Tafel e.V.):
„Am Monatsanfang wird das Geld ausgezahlt. Und bis zum zehnten ist es weg. Weil sie nicht haushalten können. Das ist eine Katastrophe, das ist furchtbar. Die Menschen können überhaupt nicht mit Geld umgehen.“
„Ist es nicht die Tafel, die den Menschen es ermöglicht, so weiter zu machen wie bisher?“
„Wenn man das so sieht, haben Sie Recht. Aber auf der anderen Seite ist es einfach, ja, wir arbeiten, um die Leute etwas zufriedener zu machen, so seh‘ ich das.“
In diesem Zusammenhang passt schon die Redewendung „Wenn man ihm den kleinen Finger reicht, nimmt er die ganze Hand.“.
Doch wie soll man die Gewöhnung an die wohltätige Hilfe verhindern bzw. zumindest einschränken?
Eine Idee wäre es, die Inanspruchnahme der Leistungen von Suppenküchen etc. zu kontrollieren und nur noch eine gewisse Anzahl von Essen in der Woche zu gestatten.
Einen anderen Versuch, der zunehmenden Selbstverständlichkeit bei der Inanspruchnahme von Lebensmittelspenden entgegenzuwirken, zeigte in der Kontraste-Sendung Monika Karsten (Gütersloher Suppenküche e.V.).
Sie fragt Menschen, die das Angebot der Suppenküche in Anspruch nehmen, ob diese beim nächsten Besuch selbst beim Zubereiten der Mahlzeiten mithelfen wollen. Dabei besteht das Ziel, den Bedürftigen aufzuzeigen, wie man sich selbst die in der Suppenküche angebotenen Mahlzeiten zubereitet. Dafür kriegen die am „Kochkurs“ teilnehmenden Bedürftigen im Anschluss alle benötigten Zutaten für den Eigenversuch daheim.
Ich finde es schon ziemlich traurig, wenn Bedürftige bereits derart „abhängig“ von Suppenküchen etc. sind, dass sie sich noch nicht mal selbst einfache Speisen kochen können oder wollen.