Die Region um den Fluss Bélon könnte unterschiedlicher nicht sein. Das Wetter ist unvorhersehbar, manchmal rau – manchmal sonnig, oft aber unbestritten windig. Was jedoch einzigartig ist, dass herausragende Produkte gerade hier ihren Weg in die Welt der Feinschmecker finden. Die Bélon Austern & das hervorragende Fleur de Sel – sind nur einige Dinge die in der Nähe produziert werden.
Der Bélon als Küstenfluss im Département Finistère in der Region Bretagne, entspringt im Gemeindegebiet von Bannalec und entwässert anfangs in südwestlicher Richtung, dreht dann auf Süd und Südost und mündet nach 26 Kilometern bei Kerfany les Pins, im Gemeindegebiet von Moëlan-sur-Mer, in den Atlantischen Ozean. Unterhalb des Ortes Pont-Guily ist er bereits den Gezeiten unterworfen und bildet einen etwa fünf Kilometer langen Mündungstrichter, der im oberen Teil für seine grandiose Austernzucht berühmt ist.
Cidre du Bélon – Eine Köstlichkeit der Bretagne
Von der Wasserseite zur Landseite hin entwickeln sich weitläufige Apfelplantagen mit Sorten, die jedoch nicht zum Verkauf im Supermarkt angebaut werden. Aus ihnen wird vielmehr Cidre produziert! Für die Herstellung werden Äpfel mit hohem Tanningehalt verwendet. Das merkt man recht schnell beim Probieren der Äpfel, welche unangenehm sauer und bitter zugleich schmecken. Wir haben die „Cidrerie Le Pressoir du Belon“ in Riec-sur-Belon besucht und uns auf die Spuren der bretonischen Cidre-Herstellung begeben.
Cidre – was ist das eigentlich?
Der Cidre – jedenfalls als die französische Bezeichnung, ist vergorener Apfelsaft, der oft durch Karbonisierung oder Fermentation in geschlossenen Containern mit Kohlensäure angereichert wird. So gut, so einfach. Bei uns in Deutschland schlicht unter dem Namen Apfelwein vertreten, dessen Herstellung per se nicht so schwer ist. Nicht nur in Deutschland und Frankreich wird Apfelwein produziert, sondern unter anderen Bezeichnungen auch in Portugal, Spanien, England, Irland und selbst in den USA nach dem Ende der Prohibition in den 30er Jahren.
Wie für Wein auch gibt es in Frankreich und Spanien für den Cidre so genannte „Kontrollierte Anbauregionen“ (Appellations d’origine contrôlées (AOC)/Denominación de origen controlada (DOC)). Der „Cidre de Cornouaille“ aus dem bretonischen Finistère erhält beständig Bestnoten, zum Beispiel auf dem Pariser Salon de l’Agriculture.
Die „Cidrerie Le Pressoir du Belon“
Die „Cidrerie Le Pressoir du Belon“ gilt als Musterbetrieb in der Region und stellt diverse Produkte rund um den Apfel her. Der Eigentümer könnte bretonischer nicht sein, ein agiler, schlanker Mann – der auch bei stark fallenden Temperaturen noch munter im kurzärmeligen Hemd auf seinem Hof umher wuselt und die Geschichte seines Cidre erzählt. Cidre – so sagt er – stelle er zwei verschiedene Sorten her, den trockenen für eher männliche Kunden und den halbtrockenen für die weibliche Bevölkerung, daneben jedoch auch noch Apfelessig und einiges an stark alkoholischen Bränden.
Verkostung des Cidre du Bélon – ausgeglichen und harmonische Noten
Bei der Verkostung des Cidre fällt mir vor allem der angenehme und harmonische Geschmack auf. Die in Deutschland erhältlichen Apfelweine sind da – gelinde gesagt – so ganz anders. Ausgeglichenes Spiel von Säure, Zucker und feiner Perlage – dass muss man erst einmal so präzise abgestimmt bekommen. Bei beiden verkosteten Sorten, dem halbtrockenen und dem trockenen Cidre war dies überraschend der Fall. Ziemlich großartige Produkte, die leider in Deutschland nicht oft erhältlich sind. Für 3,50 Euro die Flasche eine hervorragende Wahl, will der Hobbykoch einmal etwas Anderes auf den Tisch bringen.
Ein weiterer Tipp ist der Apfelessig. Zum gleichen Preis gibt es hier einen milden – „halbsäurebetonten“ – grandiosen Essig, der sich für das Marinieren von Salaten bestens eignet. Wer also Urlaub in der Bretagne macht, der sollte hier wirklich einen Abstecher machen und sich mit diesen Produkten versorgen!
Wissenswert: Wie trinkt man Cidre überhaupt?
Apfelwein in Deutschland, als auch der Cidre in Frankreich, war einst ein Getränk für Bauern und eher schlichte, ärmere Menschen. Man trank ihn im Grunde, mit dem was man zur Verfügung hatte. So wird der Cidre traditionell aus „bolées“ – einer Art Schale oder Tasse konsumiert. Jene aus dem Jahr 1900 ist ein wahres Schmuckstück. Neuere Cidre-Schalen werden aus Ton gefertigt und haben tatsächlich Ähnlichkeit mit normalen Kaffeetassen.
Info & Adresse für guten Cidre aus der Bretagne
Der Cidre ist in Deutschland kaum erhältlich. Er kann aber natürlich über die Webseite bestellt werden. Die Eigentümer freuen sich über eine Bestellung aus Deutschland und haben schon zahlreiche Kunden hierzulande bedient. Webseite leider nur in französischer Sprache – der Google Übersetzer richtet es jedoch ziemlich gut.
- Le Pressoir du Belon
- 2 Lieu Dit La Villeneuve
- 29340 Riec sur Bélon
- Tel.: 00 33 (0)2 98 06 53 45