Der Themendienst ist ein Service des Bundesprogramms Ökologischer Landbau. Jede Themendienst-Ausgabe wird von einem Team von sechs Journalisten erstellt und von einem eigens dafür einberufenen Fachbeirat geprüft und herausgegeben.
Ausgabe 01/2010
INHALT
1. Mehr Bio für die Schulkantine – eine neue Broschüre fasst aktuelle Forschungsergebnisse zusammen
2. Vom Feld in den Futtertrog – Raufuttermittel in der Freilandhaltung von Mastschweinen
3. Umstellung auf Ökolandbau – wie sich Vorurteile abbauen lassen
4. Kartoffeln – wie Ernteverluste minimiert werden können
5. Züchtungserfolg dank „Züchterblick“ – Erfahrung ist für Biobauern wichtiger als gedacht
1. Mehr Bio für die Schulkantine – eine neue Broschüre fasst aktuelle Forschungsergebnisse zusammen
Dass eine gesunde Gemeinschaftsverpflegung an Schulen und Kindertagesstätten mit Biolebensmitteln aus der Region realisierbar ist, haben die Modellvorhaben zur Außer-Haus-Verpflegung des Bundesprogramms Ökologischer Landbau gezeigt. Die Ergebnisse aus den vier Modellvorhaben wurden jetzt in einer Broschüre zur Außer-Haus-Verpflegung zusammengefasst und stehen damit allen interessierten Akteuren zur Verfügung. Die Broschüre „Mehr Bio ist machbar – Praktische Erfahrungen aus vier Modellversuchen zur Außer-Haus-Verpflegung“ informiert über die Einführung von Biokost in Schulen und Kindertagesstätten. Auf 40 Seiten werden die Ergebnisse der vier Modellvorhaben vorgestellt.
2. Vom Feld in den Futtertrog – Raufuttermittel in der Freilandhaltung von Mastschweinen
In der ökologischen Tierhaltung soll das Futter so weit wie möglich vom eigenen Betrieb stammen. Zudem schreiben die Richtlinien in der Schweinefütterung die tägliche Vorlage von Raufutter vor, also trockene, rohfaserreiche Futtermittel wie Weidelgras oder Stoppelrüben. In einem Forschungsvorhaben der Universität Kassel wurden Futteraufnahme und -verwertung bei Mastschweinen in Abhängigkeit vom Feldfutterangebot untersucht. Dabei wurde festgestellt, dass durch die in der Freilandmast unerwartet hohe Aufnahme von Erdmineralien der Versuchstiere bisherige Methoden zur Bestimmung der Raufutteraufnahme modifiziert werden müssen. Die Universität Kassel hat deshalb die Methodik weiterentwickelt, sodass jetzt eine wissenschaftliche Bestimmung der Raufutteraufnahme in der Freilandmast von Schweinen möglich ist.
3. Umstellung auf Ökolandbau – wie sich Vorurteile abbauen lassen
Trotz steigender Nachfrage stellen weit weniger Bauern auf ökologischen Landbau um als notwendig. Oftmals scheuen die Landwirte die Umstellung, weil sie eine höhere Arbeitsbelastung oder mangelnde Wirtschaftlichkeit befürchten. Häufig spielt jedoch auch die Angst vor sozialer Abgrenzung eine Rolle. Das Internationale Zentrum für den ökologischen Landbau Mittel- und Osteuropas (EkoConnect) ist deshalb dabei, eine Onlinebroschüre zum ökologischen Landbau zu erstellen. Ziel ist, Antworten auf kritische Fragen und Befürchtungen von konventionellen Berufskollegen zu geben. Die Broschüre soll dazu dienen, das Verständnis für und das Wissen um den Ökolandbau zu erhöhen, um so die Barrieren abzubauen, die Landwirte auch heute noch von einer Umstellung abhalten.
4. Kartoffeln – wie Ernteverluste minimiert werden können
Die Nachfrage nach Ökokartoffeln übersteigt in Deutschland bereits seit Längerem das vorhandene Angebot. Aufgrund sensorischer Beeinträchtigungen müssen allerdings immer noch rund zehn Prozent der Ernte an Tiere verfüttert werden. Die Marktgenossenschaft der Naturland Bauern e. G. will deshalb praxisorientierte Methoden entwickeln, um diese Menge zu verringern. Dafür soll herausgefunden werden, wie sich die verschiedenen Parameter – von der Fruchtfolge über die Nährstoffversorgung bis hin zu Pflanzenschutz und Lagerung – auf die Inhaltsstoffe (Stärkegehalt, Nitratgehalt) auswirken. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, die minderwertigeren Ernteanteile so weit als möglich zu minimieren.
5. Züchtungserfolg dank „Züchterblick“ – Erfahrung ist für Biobauern wichtiger als gedacht
Wenn ein Getreidezüchter eine neue Sorte prüft, pflanzt er sie zu Testzwecken auf ganz verschiedenen Böden. Oder er vergleicht ihr Gedeihen in klimatisch unterschiedlichen Jahren. Doch wie kommt er zu seinem abschließenden Urteil? Genau dies wollten deutsche Forscher in einer Studie herausfinden. Sie führten Interviews mit Ökogetreidezüchtern und beobachteten ihre Arbeit im Zuchtgarten über mehrere Monate. Das Ergebnis: Für das Einschätzen der Vitalität und des Potenzials einer Neuzüchtung braucht der Biobauer vorrangig Erfahrung. Das ausschließliche Sortieren nach vermeintlich objektiven wissenschaftlichen Kriterien mithilfe von Mess-, Zähl- und Wiegemethoden reicht nicht aus. Der „Züchterblick“, der vor allem auf Erfahrungswissen beruht, sei grundlegender für den erfolgreichen Biolandbau als bisher gedacht, so das Fazit der Forscher.