Geheimnisse der nordischen Küche: Die Geschichte der soliden skandinavischen Kulinarik. Graved Lax, Smörrebröd, Köttbullar und Co.: Neben traditionellen Gerichten hat unser nordischer Nachbar noch einiges mehr zu bieten. Noch bis vor Kurzem standen die skandinavischen Länder kulinarisch (auf bodenständigem Niveau) nicht gerade im Fokus. Was ist es denn nun aber, was den europäischen Norden zum Spitzenreiter macht? Schlicht, bodenständig und ursprünglich – das ist die Devise der skandinavischen Küche.
Geheimnisse der nordischen Küche: Schlichtheit und Natürlichkeit
Der Grund ist geschichtlichen Ursprungs, denn nicht immer war es einfach, sich selbst zu versorgen. Kulinarisch betrachtet, war der Notstand an Lebensmitteln ausschlaggebend, um die typisch nordischen Kreationen ins Leben zu rufen. Und so entwickelten sich aus den heimischen Produkten über die Jahrhunderte hinweg traditionelle Gerichte und identitätsstiftende Essgewohnheiten, eine grundsolide Küche, die satt machte, ernährte und auf ihre Art tröstlich war.
So landete schließlich eine althergebrachte skandinavische Spezialität auch auf unseren Tellern: Eingelegter Brathering mit roter Bete und Meerrettichsauce, Krebse in Sauerrahm oder Atlantiksill in Kräutersud. Auch das weltbekannte schwedische Möbelhaus brachte seinen Besuchern und somit der Bevölkerung traditionelles Essen näher. Im Gegenzug beeinflusste dann auch die norddeutsche Küche einen der nordischen Nachbarn: Dänemark. Labskaus, das Leibgericht von Käpt’n Seebär aus Matjes, roter Bete, Gurke und Kartoffel verspeisen nicht nur Hanseaten!
In den Nachkriegsjahrzehnten verflachte die skandinavische Küche geschmacklich und technisch – auch als Folge von neuzeitlichen Lebens- und Arbeitsgewohnheiten und globaler Internationalisierung. Die einheimischen Rohmaterialien und inländisch erzeugten Produkte wurden wenig wertgeschätzt, Traditionsgerichte galten als mächtig und altmodisch, Fastfood machte sich auch in Skandinavien breit.
Zurück zur heimischen Küche
Das Heimische „verdorrte“ regelrecht. Nicht einmal Köche waren gewilligt, landestypische Gerichte zu servieren. Eher bediente man sich der mediterranen oder französischen Küche. Im Laufe der Zeit löste eine gesichtslose Küche auf Basis minderwertiger Nahrungsmittel die Vielfalt und Eigenart der ursprünglichen skandinavischen Küche ab.
Schließlich rüstete Skandinavien glücklicherweise um. Nach einer Ära des Stillstandes bedurfte es einer kulinarischen Erschütterung durch tatkräftige, innovative und mutige Menschen. Dass die Qualität einer Ernährungsweise einer Nation dient oder schadet, diskutierte man öffentlich. Lebenswert und Image als Kulturnation mit Genusswert und die Wettbewerbsfähigkeit als landwirtschaftliche Exportnation standen auf dem Prüfstand. Eine experimentelle, neue nordische Küche gelang auf die Teller. Das Geheimnis?
Unterschiedliche Rohmaterialien kombiniert mit typischen Zutaten des gemeinsamen Lebensraums ausgefallen präsentieren. Bereits in der Benennung der Gerichte dokumentiert sich die Ambition der neuen skandinavischen Cuisine, unprätentiös, ehrlich und pur zu sein. So entstand die „Nodisk Mad“ (zu Deutsch: langsam wachsen und reifen lassen, entspannt verzehren). Die neue nordische Küche orientiert sich an der internationalen Slowfood-Bewegung, die sich entschieden gegen industrialisiertes Fastfood und für genussvolles Essen einsetzt. Die Rückbesinnung auf regionale Traditionen wurde zu einer regelrechten Bewegung und schwappte auch in die angrenzenden Länder über.
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