Mehrwegsysteme stärken mittelständische Getränkehersteller und die regionale Wirtschaft, schützen Umwelt und Klima und vereinen daher nachhaltig Ökologie und Ökonomie – Die Deutsche Umwelthilfe und die Stiftung Initiative Mehrweg besichtigen mit Journalisten Mehrwegbetriebe in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern
Mehrwegsysteme sind umweltfreundlich. Das zeigte die von der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH) und der Stiftung Initiative Mehrweg (SIM) durchgeführte Pressefahrt zu regionalen Mehrweg-Abfüllern für Wasser, Milch und Bier im Nordosten der Republik. Die Teilnehmer erhielten Einblick in eine mittelständisch und regional gewachsene Firmenkultur, in der die Unternehmer auf klima- und umweltfreundliche Mehrwegflaschen setzen. Ob Bier, Milch und Wasser – in einem sind sich die besuchten Produzenten einig:
Abgefüllt wird in Mehrwegflaschen aus Glas. Diese müssen nur alle 40 oder 50 Umläufe ausgetauscht werden – jede einzelne Einwegflasche hingegen muss der Abfüller neu kaufen. „Mehrwegflaschen sind den Einwegverpackungen wie Dosen und Plastikflaschen sowohl in puncto Klimaschutz und Ressourcenschonung als auch bei der Gestaltung einer nachhaltigen Wirtschaft haushoch überlegen“, erklärt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.
Der Großteil der Mehrwegprodukte wird in der Region verkauft und getrunken, in der sie zuvor abgefüllt wurden. Mit Mehrwegflaschen und -kästen werden Ressourcen sinnvoll genutzt, regionale Produkte und Arbeitsplätze gestärkt und Wirtschaftskreisläufe umweltfreundlich geschlossen. „Um so erstaunlicher ist es, dass die Politik passiv zusieht, wir in einigen Getränkesegmenten die Mehrwegquote in den Keller rutscht“, kritisiert Resch. Die DUH fordert von der Politik ein „klares Bekenntnis für Mehrweg“ und als praktische Maßnahme eine Abgabe für Einweg-Verpackungen, um umweltfreundliche Mehrweg-Systeme langfristig zu erhalten und zu fördern.
Die bis zu 50-malige Wiederbefüllung und das anschließende beliebig oft mögliche Recycling von Glasmehrwegflaschen bilden einen „doppelten Kreislauf“. Um diesen zu veranschaulichen startete die zweitägige Reise an der Wiege vieler Glasmehrwegflaschen: In der Glashütte der Ardagh Glass GmbH in Neuenhagen bei Berlin. Für die Glasherstellung werden durchschnittlich 60 Prozent – in einigen Fällen sogar bis zu 90 Prozent – Glasscherben eingesetzt und so wertvolle Ressourcen und Energie gespart. Die Bundesbürger, die jährlich rund 29 Kilogramm Verpackungsglas in den Glascontainer füllen, werden so zum wichtigsten Rohstofflieferant u.a. für Mehrwegglasflaschen.
Anschließend führte die Reise zu den Abfüllern: in der Meierei des brandenburgischen Ökodorfes Brodowin war die Abfüllung von Milch in Glasmehrwegflaschen zu sehen. Ein leider viel zu seltener Anblick, denn weniger als 4 Prozent der Frischmilch wird noch in umweltfreundlichen Mehrwegflaschen abgefüllt. Die Stralsunder Brauerei bot die Gelegenheit das Bier auf seinem Weg durch Sudhaus, Gärkeller und Abfüllanlage in die Flasche zu begleiten.
„Die Deutsche Bierkultur wird von über tausend kleinen und mittelständischen Brauereien geprägt. Sie füllen fast ausschließlich in Mehrweg ab. Damit wird deutlich, dass es bei der Wahl der Verpackungen nicht mehr allein um ökologische Einzelaspekte oder Ökobilanzen geht, sondern auch um nachhaltige Wirtschaftsstrukturen. Deshalb sind Mehrweg-Systeme aktueller denn je“, betonte Eva Leonhardt, stellvertretende Geschäftsführerin der Stiftung Initiative Mehrweg.
Die Reise endete mit der Besichtigung des Mineralbrunnens Glashäger in Bad Doberan, der mit seinen Mineralwasser-Produkten im Mehrwegsegment Marktführer in Mecklenburg-Vorpommern ist. Ein einziger Mineralwasser-Kasten mit 12 grünen Mehrwegglasflaschen (0,75 Liter), die durchschnittlich 53 Mal wiederbefüllt werden ersetzt dabei ganze 320 PET-Einwegflaschen (1,5 Liter).