Als ich den Titel Cocktailkunst – Die Zukunft der Bar das erste mal las, dachte ich so bei mir: „Ach, wieder ein Buch mit Cocktailrezepten die ich sowieso schon alle kenne“, aber als ich das Buch dann in den Händen hielt konnte ich meine Überraschung nicht verbergen. Für Cocktail & Barkultur gibt es ja schon einige unumstößliche Standardwerke die jedoch eher schwer zu lesen und sehr theoretisch aufgebaut sind.
Zudem fehlt den meisten die überzeugende grafische Gestaltung. Stephan Hinz hat mit diesem Buch etwas für Liebhaber der Barkultur geschaffen, denn die Bilder sind grandios getroffen und der Inhalt des Buches überzeugt auf 363 Seiten.
Macht den Cocktail zum Erlebnis, wie diese Feuerzangenbowle
Der Aufbau des Buches ist eher ungewöhnlich aber spannend, es beginnt mit einem kurzen geschichtlichen Abriss und erläutert „wie der Mensch zum Alkohol kam“. Es folgt ein „Praxisteil“ der über diverse Glasformen, Barwerkzeug und die Zubereitungsarten informiert. Ebenfalls gelungen sind die Informationen über die Maßeinheiten und das Thema Eis. Gerade für Einsteiger bietet sich so vorab ein rundes Bild, was alles benötigt wird und warum.
Der Cocktail: Harmonielehre und Aufbau
Ein wichtiges Thema ist die Harmonielehre, was wie warum in einen Cocktail gehört und zu welchen Teilen, denn ein wirklich guter Cocktail lebt von der Gesamtkomposition. Wirkt eine Zutat zu dominant, kann das dazu führen das der Cocktail nicht stimmig schmeckt und das soll gerade nicht erreicht werden. Tipps erfolgreiche Eigenkreationen zu zaubern wenn die nötige Basis an Wissen vorhanden ist, liefert der Autor gleich mit.
Ein Tonicrezept das definitiv zu gefallen weiß
Der Kern: Cocktailkunst – Die Zukunft der Bar
„Flüssige Sterneküche – Die Zukunft der Bar“ so beschreibt der Autor das folgende Kapitel. Das passt gut, denn hier werden neue Zubereitungsarten und Tricks der modernen Bartender vorgestellt. Ob das Thema „Sous Vide“ oder gar die Nutzung eines Rotationsverdampfers, die Informationen sind erstklassig und vieles kannte ich noch nicht. Auch das Thema Chemie in der Bar wird aufgegriffen und die Tabellen geben einen soliden Überblick zur Verwendung. Generell wird hier schon sehr experimentell vorgegangen – die darauf folgenden „Avantgarde Rezepte“ beweisen das. Allein deswegen lohnt eigentlich der Kauf des Buches, denn die Rezeptideen, Umsetzung und vor allem aber das Erlebnis drum herum, also Glas, Serviertechnik und Präsentation der Cocktails sind bildschön anzuschauen.
Außergewöhnlich serviert in einer Muschel, erinnert an einen Karibikurlaub
Ein weiterer Teil des Buches ist der Warenkunde gewidmet, denn ohne die Kenntnis der Zutaten wird man kein guter Bartender. Letztlich kommen auch die Standardrezepte der Bar zur Sprache, also das Repartoire das ohnehin jeder in der Barszene beschäftigte beherrschen sollte. Das Buch eignet sich nach meinem dafürhalten für Anfänger wie auch Fortgeschrittene – der Lerneffekt beim Lesen war für mich jedenfalls enorm. Gerade die Rezepte im Mittelteil haben es mir angetan, denn sie sind wirklich kreativ, ohne das Augenmaß für die Realität zu verlieren.
Über den Autor:
Stephan Hinz sammelte national und international Erfahrungen in namhaften Hotels wie dem Hilton, Intercontinental, dem Bayerischen Hof oder Harry’s New York Bar. Darüber hinaus wirkte er als Trend-Scout und fachmännischer Berater im In- und Ausland. Für sein Können erhielt der Barmanager unter anderem die Titel Deutscher Meister und Mixologe des Jahres sowie Weltmeistertitel. Mit seinem Unternehmen Cocktailkunst steht Stephan Hinz für die Trinkkultur der Zukunft und begeistert Gäste bei extravaganten Caterins, Events und Schulungen.
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