VDP.WEINLESE 2022 – EIN RÜCKBLICK – Ein weiteres Weinjahr, über das es viel zu berichten gibt, neigt sich dem Ende zu. Der Weg dorthin war für die Winzerinnen und Winzer geprägt von einem Sommer mit vielen Sommerstunden, aber zum Teil auch herausfordernden Witterungsumständen. Eines lässt sich jedoch vorwegnehmen: Bereits jetzt besticht der Jahrgang 2022 durch eine bemerkenswerte Vielschichtigkeit und Frucht. So können wir uns auf die Weine mit optimalen Säurewerten und einer ausgeprägten Aromatik freuen.
Doch starten wir mit dem Beginn des Jahres 2022: Aufgrund des warmen Frühjahrs gab es keine Spätfrostschäden, wodurch die Rebenentwicklung in den Frühlingsmonaten schnell voranschritt. Warme Tage bereits im Mai trieben die Entwicklung noch weiter voran, was dazu führte, dass das Wachstum der Laubwände und der Rebblüte rapide voranschritt. Schnelles und genaues Arbeiten wurde zur Voraussetzung in den austreibenden Weinbergen, um mit der wachsenden Natur Schritt halten zu können.
Die Reife wurde durch die lange Trockenheit und die miteinhergehende Dürre in den Sommermonaten stark beschleunigt. Kühle Lagen mit guter Wasserversorgung profitierten ganz besonders von diesem Sommer, während die Situation in jüngeren Weinbergen angespannt war. Ähnlich wie im Jahr 2018 startete die Weinlese in vielen Regionen aufgrund der heißen Sommertage bereits Ende August. Die Trauben wurden vor der eigentlichen Lese gewissenhaft selektioniert, um Erträge zu reduzieren und die hohen Qualitätsansprüche erfüllen zu können.
Oftmals war der perfekte Lesezeitpunkt der VDP.ERSTE LAGE® und VDP.GROSSE LAGE® schon früher als in anderen Weinbergen erreicht. Diese Lagen erlangten durch ideale Bedingungen, wie durch das Zusammenspiel von Boden und Klima einen Reifevorsprung.
Die andauernde Hitze in den Sommermonaten und der späte Regen im Herbst machten die Lese oft zu einem Wettlauf gegen die Zeit. Das zeigt, wie wichtig das richtige Timing im Weinberg ist, um die optimale Reife ohne Einbußen in der Qualität abpassen zu können. Dank der gewissenhaften Handarbeit und präziser Selektion konnte trotz der zum Teil erschwerten Bedingungen gesundes und reifes Traubenmaterial geerntet und verarbeitet werden.
Ahr – Ein Traumjahr, das wir uns alle verdient haben
Das Ahrtal wurde in den frühen Sommermonaten von Niederschlag gesegnet, weshalb dank dieser Wasserreserven die größte Dürre überstanden werden konnten. Gegen Ende des Sommers war die Trockenheit zwar spürbar, allerdings berichteten andere Regionen von deutlich stärkeren Auswirkungen. Durch die ausreichende Wasserversorgung hatten die Trauben optimale Bedingungen, um zum Lesezeitpunkt vollreif und gesund geerntet werden zu können. Die ersten Jungweine zeigen tolle Fruchtaromen und eine sensationelle Frische, die schon jetzt Spaß macht.
VDP.Weingut H. J. Kreuzberg, Ludwig Kreuzberg
Baden – Eine Lese voller Freude
Das vergangene Weinjahr war von viel Arbeit und Trockenheit geprägt. Man merkt, wie wichtig es ist, dass die Reben eine gute und vor allem zuverlässige Wasserversorgung erhalten und wie wichtig ein guter Bodenaufbau gerade in solchen extremen Jahren ist. Durch die biologische Bewirtschaftungsweise konnte eine Humusschicht in den Lagen aufgebaut werden, die den Reben hilft, Dürreperioden zu überstehen. Auch die Ertragsmengen waren trotz Ertragsreduzierung nach den mengenarmen Jahrgängen in den Vorjahren vergleichsweise gut. Dieser Jahrgang hat unglaublich schöne, reife und gesunde Trauben hervorgebracht, die große Weine versprechen. Die Freude während der Lese nahm kein Ende, alles in allem war es ein toller Jahrgang. VDP.Weingüter Burg Ravensburg und Heitlinger, Claus Burmeister
Franken – Beeindruckende Vitalität alter Rebbestände
Startschuss der Lese war Anfang September. In Rekordzeit wurden die Silvaner- und Burgundertrauben der VDP.ERSTE LAGE® und VDP.GROSSE LAGE® Weinberge geerntet, um vor der Regenperiode die perfekte Konzentration und Frische in den Keller zu bekommen. Der Lohn waren gesunde Trauben mit perfekten pH-Werten, welche wichtig für die Stabilität der Weine sind, und einer tollen Aromatik, die später den Jahrgang durch Vielschichtigkeit und Eleganz ausmachen. Gerade in solch heißen Jahren ist es von umso größerer Bedeutung, den richtigen Lesezeitpunkt zu treffen, wenn es um puristische Weine mit Eleganz und Finesse geht. Besonders begeistern konnten alte Rebbestände, die bereits in den 80er-Jahren gesetzt wurden. Obwohl alte Weinreben vielleicht über das Jahr etwas schwieriger zu bewirtschaften sind, konnten diese Reben die diesjährige Trockenperiode überraschend gut wegstecken. Sie haben eine Vitalität an den Tag gelegt, die staunen lässt. VDP.Weingut Weltner, Paul Weltner
Mittelrhein – Ein Sommer wie im Süden
Ein großartiger Jahrgang mit vielen Unterschieden zwischen den verschiedenen Rebsorten. Weiß-, Grau- und Spätburgunder haben hohe Erträge, sodass Trauben geteilt werden mussten, um den Ertrag zu minimieren und die Fruchtaromatik zu konzentrieren. Bei Riesling ist es ganz anders. Man merkt direkt, ob die Böden gut mit Wasser versorgt wurden. Weinberge, die eine gute Wasserversorgung hatten, erreichen großartige Mostgewichte, während trockenere Lagen es teilweise immer noch schwer haben, ähnliche Mostgewichte zu erreichen. Trotz teilweise niedrigerer Mostgewichte haben alle Trauben eine ausgeprägte Reife und Aromatik. Gerade ein Jahr wie dieses zeigt, dass die Begrünung den Lagen hilft, Wasser zu speichern und eine intakte Wasserversorgung zu erhalten. Schon heute ist es wichtig, mit nachhaltigen Methoden den Trockenperioden entgegenzuwirken, um große Weine mit hochreifen Trauben zu erzeugen. VDP.Weingut Ratzenberger, Jochen Ratzenberger
Mosel-Saar-Ruwer – Altersdiversität bringt die Rettung
Der warme und trockene Sommer war deutlich zu spüren, gerade in den jungen Rebanlagen wurde der Trockenstress deutlich. Lagen, in welchen die Reben bis zu 130 Jahre alt und damit bis in tiefere Erdschichten verwurzelt sind, hatten es einfacher, an tief liegende Wasserreserven zu gelangen. Die Erfahrung der letzten 20 Jahre hat gezeigt, dass gerade alte Rebanlagen solch schwierige Witterungen verkraften und deshalb hervorragende Traubenqualitäten hervorbringen können. Die Lese in diesem Jahr hat erst Ende September begonnen, doch zeigen sich schon jetzt großartige Weine und es konnten sogar Trauben für VDP.GROSSES GEWÄCHS® geerntet werden, was nicht jedes Jahr in den Steillagen der Mosel möglich ist. VDP.Weingut Forstmeister Geltz-Zilliken, Dorothee Zilliken
Nahe – Ein Weinjahr der Extreme
Der viele Niederschlag im Mai hat für ein rapides Wachstum in der ersten Jahreshälfte gesorgt, danach die extreme Dürre, welche über drei Monate lang anhielt und den Winzerinnen und Winzer der Nahe Sorgen bereitete. Durch Ertragsreduzierung in allen Lagen wurden die bestmöglichen Bedingungen für die Trauben geschaffen. Für die Burgundersorten war es trotz der Schwierigkeiten dieses Jahres ein sehr guter Jahrgang, Mostgewichte und Mengen sind großartig. Die teilweise noch ausstehende Rieslingernte wurde durch Regen in den Herbstwochen erschwert, doch dank genauer Selektion und viel Handarbeit können auch hier sehr schöne Qualitäten erzielt werden. VDP.Weingut Dr. Crusius, Rebecca Crusius
Pfalz – Viele Herausforderungen zwischen Regen und Dürre
Dieses Jahr hat sich in den Weinbergen bemerkbar gemacht. Kühle Lagen in Bergnähe und mit guter Wasserversorgung hatten es etwas einfacher, die andauernde Hitze gut zu überstehen. Wohingegen Trauben auf sandigem Boden früher und schneller gereift sind. Allerdings wurde die Südpfalz glücklicherweise von der anhaltenden Dürre verschont. Es war beispielsweise ein herausragendes Jahr für Burgundersorten, welche großartige Qualitäten liefern. Der Regen im September hat die Botrytisentwicklung beim Riesling vorangetrieben, doch die genaue Selektion der Leseteams versprechen auch hier Top-Rieslingqualitäten. So kann man sagen, dass der Jahrgang sehr vielversprechend ist. VDP.Weingut Dr. Wehrheim, Franz Wehrheim
Rheingau – Ideale Bedingungen zu Beginn, Regen gegen Ende
Durch die Hitze im Sommer hat die Lese der Burgundertrauben für den Sektgrundwein zwar noch früher als sonst, aber unter idealen Bedingungen gegen Ende August begonnen. Aufgrund von tiefgründigen Böden konnten trotz der geringen Niederschläge eine gute Menge an Traubengut gelesen werden. Die Sektgrundweinlese war geprägt von viel Sonnenschein und trockenem Wetter, während die darauffolgende Stillweinlese kühler und regnerischer war. Die Reife der Trauben hat sich zusehends verlangsamt und stärkere Selektion wurde notwendig, um einwandfreie Trauben auf die Kelter zu bringen. Trotz der schwierigen Umstände stimmen die gesunden und reifen Trauben optimistisch für den kommenden Jahrgang. VDP.Weingut Barth, Mark Barth
Rheinhessen – Emotionale Anspannung bis zum Schluss
Die Ernte ist eine emotionale Achterbahnfahrt. Durch die Spätsommerhitze wurden zu Beginn die Burgundersorten früher reif und mussten teilweise eilig gelesen werden. Bei der Rieslingernte ist ein langer Atem gefragt. Der Regen zu Herbstbeginn verzögert die Reife und steigert das Risiko für Botrytis. Insgesamt wird der Jahrgang trotz der Hochs und Tiefs der Witterung vielversprechende Weine mit der richtigen Balance aus toller Frucht, moderater Säure und etwas niedrigeren Alkoholgehalten sein. VDP.Weingut Wittmann, Philipp Wittmann
Sachen/Saale-Unstrut – Der Regen kam gerade noch rechtzeitig
Die zeitige Entwicklung der Reben, begünstigt durch ausbleibende Spätfröste und einem frühen Austrieb, führte mit Ende August letztendlich zum frühesten Erntebeginn auf dem Weingut Schloss Proschwitz seit 1990.
In Erinnerung bleiben wird von dem Jahrgang 2022 die extreme Trockenheit ab Ende Mai bis Mitte August. Erst dann folgte der langersehnte Niederschlag, welcher für die meisten Reben gerade noch rechtzeitig kam. Durch den Regen stabilisierten sich die Säure- und pH-Werte merklich und die biologische Bewirtschaftung half, die Hitzeschäden und Trockenstresssymptome ausgleichen und reduzieren zu können. Durch die selektive und teilweise gestaffelte Lese ist es gelungen, die Trauben gesund und reif bis vollreif zu lesen. Dementsprechend präsentieren sich die ersten Jungweine sehr sortentypisch mit einer schönen Fruchtausprägung und lassen auf einen hochwertigen, lagerfähigen Jahrgang 2022 hoffen. VDP.Weingut Schloss Proschwitz, Björn Probst
Württemberg – Ein Jahrgang mit großer Unbekannten
Man hat in diesem Jahr mit vielem gerechnet, allem voran wohl aber mit zu hohen Mostgewichten. Der andauernden Hitze im Weinjahr 2022 konnte mit verschiedenen Schritten in den Weinbergen bestmöglich entgegengewirkt werden. Schlussendlich haben die Lagen von Württemberg die Dürre und Wärme des Jahrganges gut verkraftet und die Auswirkungen sind kaum spürbar. Die Mengen sind gut, die Qualität der Trauben sehr ausgewogen. Der kommende Jahrgang verspricht viel Eleganz und Finesse zu zeigen, worüber wir uns sehr freuen. Trotz der vielen Hürden, die dieses Jahr für uns bereithielt, hat sich schlussendlich alles zum Positiven gewendet. VDP.Weingut Jürgen Ellwanger, Felix Ellwanger